Morbus Parkinson

Parkinson – eine der häufigsten Nervenkrankheiten

Parkinson (Morbus Parkinson, Parkinson-Syndrom, idiopathisches Parkinson-Syndrom/IPS) zählt zu den häufigsten Krankheiten des zentralen Nervensystems. Rund ein bis zwei von 1.000 Personen erkranken an Parkinson – meist sind ältere Menschen betroffen. Wer schon mal etwas von der Erkrankung gehört oder selbst Erfahrungen damit gesammelt hat, denkt dabei vor allem an eines der für Parkinson typischsten Symptome: das Zittern. Lest hier die wichtigsten Infos und erfahrt, welche Frühsymptome bereits Jahrzehnte vor der Diagnose auf Parkinson hindeuten können und inwiefern der Nervenkrankheit laut einer aktuellen Studie möglicherweise vorgebeugt werden kann.

Was ist Parkinson?

Parkinson ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der es zu einem Verlust von Nervenzellen im Gehirn kommt, die den Botenstoff Dopamin enthalten. Ein Dopaminmangel im Gehirn führt dann zu den für Parkinson typischen Bewegungsstörungen. Spricht man vom Parkinson-Syndrom, ist in der Regel Morbus Parkinson gemeint. Rund 75 von 100 Patient:innen, die die Diagnose Parkinson bekommen, haben Morbus Parkinson. Benannt wurde Parkinson nach dem britischen Arzt James Parkinson, der im Jahr 1817 die Erkrankung zuerst als „Schüttellähmung“ (Paralysis agitans) bezeichnete.

Welche Parkinson-Formen gibt es?

      1. Morbus Parkinson/idiopathisches Parkinson-Syndrom
      2. Genetische Formen – treten meist schon im jungen Erwachsenenalter auf
      3. Atypische Parkinson-Syndrome ausgelöst durch neurodegenerative Erkrankungen wie Lewy-Körperchen-Demenz
      4. Symptomatische Parkinson-Syndrome (sekundär) ausgelöst durch Medikamente wie Neuroleptika oder blutdrucksenkende Mittel, Nervengifte wie Kohlenmonoxid oder Mangan, Erkrankungen wie Schädel-Hirn-Trauma, Stoffwechselstörungen (Morbus Wilson), Tumore oder sich wiederholende Verletzungen des Gehirns – beispielsweise beim Boxen.

Was ist die Ursache?

Bei Menschen, die an Parkinson erkranken, sterben bestimmte Nervenzellen in der schwarzen Substanz (Substantia nigra) im Gehirn ab. Dadurch entsteht ein Dopaminmangel. Dopamin und weitere Stoffe dienen als Botenstoffe, um Informationen von Nervenzelle zu Nervenzelle zu transportieren – sie sind somit maßgeblich an unserer Bewegungssteuerung beteiligt. Der Dopaminmangel bringt diesen Prozess und das Gleichgewicht der anderen Botenstoffe wie Acetylcholin und Glutamat durcheinander – Bewegungsstörungen sind die Folge. Ein Überschuss an Acetylcholin ist zum Beispiel der Grund für Zittern und Muskelsteifheit.

Die genaue Ursache für Morbus Parkinson ist unbekannt. Daher stammt auch die Bezeichnung idiopatisches (ohne erkennbare Ursache) Parkinson-Syndrom. Vermutet werden genetische Veranlagungen und Umwelteinflüsse (Pestizide).

Parkinson-Symptome

Die Erkrankung zeichnet sich durch vier typische Hauptsymptome beziehungsweise Bewegungsstörungen aus, die anfangs meist einseitig auftreten:

1. Bewegungsverlangsamung (Bradykinese)

Die Bradykinese bezeichnet die Bewegungsverlangsamung der Betroffenen und ist das häufigste Symptom im Parkinson-Frühstadium. Hierbei ist jede kleinste Bewegung wie das Gehen, Aufstehen oder auch Drehen nur noch mit Mühe und verlangsamt möglich. Typisch für die Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) sind außerdem eine gebeugte Haltung, sehr kleine Schritte und verlangsamte bis starre Mimik und Gestik. Auch das Schlucken, Trinken und Schreiben fällt immer schwerer. Manchmal bereitet bereits der Versuch von Spontanbewegungen große Schwierigkeiten, weshalb sie immer weiter abnehmen (Hypokinese). Im schlimmsten Fall kommt zu einer kompletten und lebensbedrohlichen Bewegungsblockade (Akinese).

2. Muskelsteifheit (Rigor)

Die für Parkinson typische Muskelsteifheit wird auch Rigor genannt. Zu Beginn können besonders die Nacken- und Schultermuskeln nicht mehr kontrolliert und bewegt werden. Bei der ärztlichen Untersuchung kann außerdem das Zahnradphänomen festgestellt werden: Soll die an Parkinson erkrankte Person beispielsweise den angewinkelten Arm strecken, erfolgt die Bewegung ruckartig – vergleichbar mit einem Zahnrad.

3. Zittern (Tremor)

Auch das langsame Zittern (Tremor) ist eines der Hauptsymptome bei Parkinson. Meist tritt es in Ruhe einseitig an den Händen (Finger reiben oft aneinander) und später auch an den Füßen auf – es wird daher auch Ruhetremor genannt. Während einer Bewegung und im Schlaf hört es meist auf. Es kann aber auch komplett ausbleiben.

4. Instabile Körperhaltung (posturale Instabilität)

Parkinson-Patient:innen leiden zudem häufig an einer instabilen Körperhaltung (posturaler Instabilität). Gesunde Menschen sind in der Lage, durch ihre Halte- und Stellreflexe Balance zu halten. Bei Parkinson sind die Reflexe gestört, wodurch Betroffene einen unsicheren Gang haben und besonders in unerwarteten oder hektischen Situationen schneller ins Wanken geraten und stürzen.

Mögliche Begleitsymptome

      • Verschlechterung des Geruchsinns
      • Schlafstörungen durch starke Bewegungen während der Traumschlafphasen (REMS-Schlaf-Verhaltensstörung)
      • Chronische Verstopfung und/oder Blasenschwäche
      • Depressive Verstimmungen
      • Muskel- und Gelenkschmerzen – verursacht durch Muskelsteifheit
      • Talgdrüsen im Gesicht neigen zur Überproduktion („Salbengesicht“)
      • Körpertemperatur- und Kreislaufstörungen
      • Sehstörungen
      • Schluckstörungen
      • Potenzstörungen
      • Demenz (bei etwa drei bis vier von zehn Parkinson-Patient:innen)

Bereits 20 Jahre vor der Parkinson-Diagnose und somit in der Frühphase (Prodromalstadium) zeigen sich häufig schon nicht-motorische Begleitsymptome wie Geruchs- und Schlafstörungen, Depressionen und chronische Verstopfung.

Akinetische Krise im Parkinson-Spätstadium

Abgesehen davon, dass viele an Parkinson erkrankte Menschen im Spätstadium auf einen Rollstuhl angewiesen sind, besteht außerdem das Risiko einer akinetischen Krise, bei der die Patient:innen vollkommen bewegungsunfähig sind. Dieser lebensbedrohliche Zustand kann sich ganz plötzlich oder innerhalb weniger Tage entwickeln und betrifft auch das Schlucken und Sprechen. Die akinetische Krise ist daher ein akuter und lebensbedrohlicher Notfall.

Was kann eine akinetische Krise auslösen?

      • Flüssigkeitsmangel
      • Abruptes Absetzen oder Reduzieren der Parkinson-Medikamente
      • Schwere Erkrankungen
      • Operative Eingriffe

Wie wird Parkinson diagnostiziert?

Gerade im Frühstadium ist die Diagnose Parkinson nicht so einfach zu stellen.

Oft stellen Erkrankte im Frühstadium selbst fest, dass sie sich langsamer bewegen, schneller hinfallen, schlechter feinmotorische Dinge ausüben können und/oder schlechter riechen. Manchmal bemerken auch Angehörige diese Veränderungen zuerst.

Folgt dann der Gang zum Arzt, ist eine ausführliche Anamnese wichtig. Am besten notiert sich der/die Patient:in bereits im Vorfeld, welche Veränderungen er/sie bei sich festgestellt hat und erstellt eine Übersicht über bereits diagnostizierte Erkrankungen sowie eine Medikamentenliste.

Anhand des Gesprächs, einer körperlich-neurologischen Untersuchung und eines Ausschlussverfahrens anderer Erkrankungen beispielsweise mithilfe von CT und MRT und anhand der typischen Symptome wie Bewegungsarmut und mindestens eines weiteren Symptoms, kann der Arzt dann die Diagnose Parkinson stellen.

Da das Gehirn über zu wenig Nervenzellen verfügt, die den Botenstoff Dopamin ausschütten, kann auch mithilfe der Positronen-Emissons-Tomografie (PET) Parkinson nachgewiesen werden.

Befindet sich die an Parkinson erkrankte Person schon im Spätstadium, ist die ärztliche Diagnose einfach und benötigt aufgrund der Hauptsymptome eigentlich keine weiteren Untersuchungen.

In einigen Fällen müssen jedoch weitere Ausschlussverfahren und Tests erfolgen, um eine Diagnose stellen zu können. In diesem Fall ist es wichtig, einen Arzt zu konsultieren, der viel Erfahrung im Bereich der Parkinson-Diagnostik hat.

Levodopa-Test (L-Dopa-Test)

Ein Test, der häufiger angewandt wird, ist der Levodopa-Test – auch L-Dopa-Test genannt. Hierbei erhält die betroffene Person den Stoff Levodopa, die eine Vorstufe von Dopamin ist und im Gehirn zu Dopamin umgewandelt wird. Gehen die Symptome nach dem Test zurück, deutet dies auf das indiopatische Parkinson-Syndrom hin, da dem Gehirn wieder mehr Dopamin zur Verfügung steht als zuvor. Der Test genügt aber nicht als alleiniges Indiz. Je nach Beschwerdebild kann der Test auch mit dem Wirkstoff Apomorphin gemacht werden.

Wie wird Parkinson behandelt und ist es heilbar?

Parkinson kann vor allem mithilfe von Medikamenten und weiterer Maßnahmen meist über Jahre gut behandelt werden. Heilbar ist die Erkrankung bislang nicht.

Behandelt wird Morbus Parkinson vor allem mit Medikamenten (oral, als Pumpentherapie oder als Pflaster) wie …

Levodopa (L-Dopa, L-3,4-Dihydroxyphenylalanin)

Levodopa ist derzeit das wirksamste Medikament gegen die typischen Parkinson-Symptome Bewegungsverlangsamung und Muskelanspannung. Da von Außen zugeführtes Dopamin unsere Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, benötigt es beispielsweise Levodopa (L-Dopa) – der Stoff ist eine Dopamin-Vorstufe. Mithilfe von Decarboxylase-Hemmern kann er die Schranke in außreichender Menge überwinden. Im Gehirn wandelt er sich schließlich in Dopamin um. L-Dopa ist besonders zu Beginn sehr gut verträglich. Allerdings kann er nicht verhindern, dass die Erkrankung weiter voranschreitet, zudem nehmen Wirkdauer und Verträglichkeit mit der Zeit immer mehr ab.

Mögliche Nebenwirkungen:

      • unkontrollierbare Bewegungen (Hyperkinesien)
      • Wirkungsfluktuationen („On-Off-Phänomene)
      • Müdigkeit
      • psychische Beschwerden
      • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
      • Magenbeschwerden

Dopaminagonisten

Statt L-Dopa können auch Dopaminagonisten (Ergot- oder Nicht-Ergot-Präparate wie Bromocriptin, Lisurid und Pergolid, Ropinirol oder Pramipexol) bei Parkinson zum Einsatz kommen, die den Botenstoff Dopamin nachahmen. Sie werden vor allem Parkinson-Patient:innen unter 60 Jahren in der Frühphase verschrieben, um später auf L-Dopa zurückgreifen zu können und so die Nebenwirkungen und Wirkdauer durch eine zu lange Einnahme zu verringern. Zwar verlieren Dopaminagonisten nicht an Wirksamkeit und zögern Bewegungsstörungen meist lange hinaus, allerdings haben sie bereits zu Beginn starke Nebenwirkungen:

      • Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Bauchschmerzen
      • Psychosen
      • Zwänge
      • Erschöpfung/Schläfrigkeit
      • seltene Nebenwirkung bei bestimmten Präparaten: Bindegewegswachstum der Herzklappen (Herzklappen-Fibrose) – darf daher nicht bei Herzklappen-Erkrankung eingenommen werden

Weitere Medikamente

      • COMT-Hemmer wie Entacapon und Tolcapon – gegen Dopamin-Wirkungsschwankungen
      • MAO-B-Hemmer wie Selegilin und Rasagilin – bremsen Domamin-Abbau
      • Anticholinergika wie Biperiden und Bornaprin gegen Zittern
      • NMDA-Hemmer Amantadin – erhöhen Dopamin-Ausschüttung und Beweglichkeit

Ergänzende Behandlungsmöglichkeiten:

      • Physiotherapie und Ergotherapie, um die Beweglichkeit zu erhalten, den Alltag bewältigen und Hobbys ausüben zu können
      • logopädische Therapie, um das Sprechen, Schlucken sowie die Gestik und Mimik zu trainieren
      • Entspannungstechniken, um dem Zittern entgegenzuwirken und sich allgemein wohler zu fühlen
      • Psychotherapie für Patient:innen und Angehörige
      • operativer Eingriff: Sofern Medikamente nicht mehr ausreichen, kann eine Tiefenhirnstimulation (THS oder Deep Brain Stimulation/DBS) sinnvoll sein. Hierbei müssen Risiko und Nutzen individuell abgewogen werden.

Stammzell-Therapie: Noch zu wenig erforscht

Derzeit wird erforscht, ob die abgestorbenen Nervenzellen im Gehirn bei Parkinson-Patient:innen durch eine Stammzell-Therapie – auch Stammzell-Injektion oder Stammzell-Transplantation genannt – ersetzt werden können. Die Stammzellen werden aus dem Knochenmark der erkrankten Person entnommen und anschließend ins Gehirn eingepflanzt. Da noch nicht ausreichend erforscht ist, wie sich die adulte Stammzellen-Therapie tatsächlich auf die Gesundheit auswirkt, warnen Expert:innen vor den bereits kursierenden Angeboten, die aus eigener Tasche bezahlt werden müssen.

Hannes Tipps zur ambulanten Pflege bei Parkinson

Ist das idiopathische Parkinson-Syndrom bereits weiter fortgeschritten, ist es sinnvoll, einen ambulanten Pflegedienst hinzuziehen.

Das rät Hanne des Pflegedienstes Sensus:

      • Ganz wichtig ist, sich als Angehörige Aussagen wie „lach doch mal“ oder „beeil dich“ abzugewöhnen, da Parkinson-Erkrankte diese Dinge schlichtweg kaum bis gar nicht mehr können. Stattdessen geben Geduld und ein freundlicher und liebevoller Umgang der erkrankten Person Zuversicht und Anerkennung.
      • Je nach Krankheitsschwere benötigen die Erkrankten Hilfe bei der Körperpflege, Nahrungsaufnahme und bei der Medikamenteneinnahme.
      • Hilfsmittel wie Essenshilfen (z. B. spezielles Besteck und Nagelbretter, um weiterhin Gemüese etc. mit einer Hand schneiden zu können, Lätzchen etc.) verwenden, um das Schamgefühl zu senken und die Mobilität zu erhalten.
      • Persönliche Interessen wie Lesen (daraus kann z. B. Vorlesen werden), tanzen zu bekannten Melodien, (Hilfe) beim Musizieren und einfache Gesellschaftsspiele mit großen Spielfiguren und großem Spielfeld etc. sollten gefördert werden.

Anm. d. Red.: Ob ihr oder eine Person in eurem Umfeld an Parkinson erkrankt ist, kann nur ein Arzt feststellen. Auch kann nur ein Arzt festlegen, welche Therapiemaßnahmen sinnvoll sind.

Neue Studie zur Parkinsonprävention

Ein frühes Symptom der Nervenkrankheit sind beispielsweise Darmbeschwerden (chronische Verstopfung). Der Darm spielt unter anderem bei Stoffwechselvorgängen und bei der Entstehung von Krankheiten eine wichtige Rolle. Expert:innen vermuten daher auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson, dass unserer Darmflora (Mikrobiom) eine wichtige Aufgabe zuteil wird. Denn die Nerven unseres Gehirns sind über bestimmte Nervenbahnen wie den Vagusnerv mit dem Darm verbunden – man spricht hierbei auch von der „Darm-Hirn-Achse“. Als Botenstoffe dienen hierbei Stoffwechselprodukte von Darmbakterien. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass die Zusammensetzung der Bakterienstämme im Darm bei manchen Parkinson-Proband:innen, die eine Blinddarm-OP (Appendektomie) hatten, verändert war.

Auch in anderen Studien konnte nachgewiesen werden, dass sich das Darmmikrobiom bei Parkinson-Patient:innen von der Darmflora gesunder Menschen unterscheidet. Die Darmflora kann mitunter auch durch Stress, Depressionen, ungesunde Ernährung, Nikotin-, Alkohol- und Drogenkonsum negativ beeinflusst werden.

Zur Parkinsonprävention empfehlen Expert:innen daher eine ausgewogene Ernährung beispielsweise mithilfe der mediterranen Ernährung/ Mittelmeerdiät.

Weitere Infos findet ihr bei der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Die Studie findet ihr in der PubMed Datenbank der National Library of Medicine: Nakahara K, Nakane S, Ishii K et al. Gut microbiota of Parkinson’s disease in an appendectomy cohort: a preliminary study. Sci Rep 2023 Feb 7; 13 (1): 2210 doi: 10.1038/s41598-023-29219-2

 

Bild: © Adobe Stock – LIGHTFIELD STUDIOS

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