
Alternative Wohnformen im Alter: Zusammen ist man weniger allein
Was hat der demografische Wandel mit alternativen Wohnformen im Alter zu tun? Der Geburtenrückgang und die gleichzeitig steigende Lebenserwartung stellen Industrienationen vor eine große Herausforderung. Junge Menschen finden speziell in Großstädten keinen bezahlbaren Wohnraum und stehen immer häufiger in der Verantwortung, sich um den älteren Teil der Bevölkerung zu kümmern. Zudem sind ambulante Pflegedienste und Pflegeheime mehr und mehr ge- und überfordert. Grundlegend wünscht sich ein Großteil der Bevölkerung, so lange wie möglich selbstbestimmt in seiner privaten Umgebung leben zu können. Hinzu kommt, dass viele ältere Menschen allein leben, weil der/die Partner:in verstorben ist oder weil auch ältere Menschen immer häufiger Single sind, Unterstützung im Alltag benötigen und finanzielle Nöte haben. Laut einer Umfrage des Statistischen Bundesamts (destatis) aus dem Jahr 2021 leben rund 6 Millionen ältere Menschen in Deutschland allein.
Damit Jung und Alt ihre gemeinsame Zukunft weiterhin lebenswert gestalten können, werden alternative beziehungsweise innovative Wohnformen benötigt. Nach den vier bekanntesten Wohnformen im Alter legen wir euch daher zwei alternative Wohnformen für Senior:innen ans Herz, die viele Vorteile bieten.
Drei alternative Wohnformen im Alter: Zusammen ist man weniger allein
1. Senior:innen WGs
Wer hat behauptet, dass es nur in jungen Jahren toll und sinnvoll ist, in einer Wohngemeinschaft zu leben? Vor allem dann, wenn ihr keine:n Lebenspartner:in (mehr) habt und nicht laufend auf die Hilfe eurer Familie angewiesen sein möchtet oder keine Familie (mehr) habt, ist eine WG mit Menschen in eurem Alter eine super Alternative. So sehen das auch 33 Prozent der Befragten einer DGQ-Umfrage.
Nicht nur, weil ihr immer jemanden um Hilfe bitten und ihr euch die alltäglichen Aufgaben teilen könnt, sondern vor allem auch, damit Einsamkeit, Langeweile und Unterforderung keine Chance haben. Des Weiteren könnt ihr euch dadurch auch viele Kosten wie beispielsweise für Einkäufe, haushaltsnahe Dienstleistungen, ein Auto, einen Treppenlift, gemeinsame Hobbys, einen Garten, ein Haustier und vieles mehr teilen.
2. WGs mit jüngeren Menschen
Aufgrund von Wohnungsnot in Großstädten ziehen immer mehr Student:innen und Auszubildende in WG-Zimmer, die von älteren Menschen angeboten werden. Umgekehrt, da ältere Menschen oft einsam sind, Hilfe benötigen oder in finanzieller Not sind. Schade eigentlich, dass diese Konstellation nur dadurch entstanden ist, denn natürlich kann es für beide Seiten sehr bereichernd sein.
Hierbei könnt ihr zwischen zwei Varianten wählen
- Die klassische Mietvariante, bei der der/die Mitbewohner:in monatlich seine Miete (plus Nebenkosten) bezahlt.
- Sofern ihr im Alltag regelmäßig Hilfe benötigt, kann euch die jüngere Person bei Einkäufen, im Haushalt, Arztbesuchen, bürokratischen Dingen usw. unterstützen und ihr verzichtet stattdessen auf die Miete. Das setzt natürlich viel Vertrauen und Verlässlichkeit voraus, weshalb ihr euch vor der Entscheidung erstmal in Ruhe kennenlernen solltet.
3. Generationenübergreifendes Wohnen – Siedlungen oder Mehrgenerationenhäuser
Stellt euch vor, ihr lebt in eurer eigenen Wohnung oder im eigenen Haus und eure Nachbarschaft bildet ein verlässliches soziales Umfeld, das ihr immer um Hilfe bitten und selbst eure Unterstützung anbieten könnt, mit dem ihr gemeinsam kocht, gärtnert, Feste feiert und den Kindern von nebenan vorlesen und ihr euch von ihnen die neuesten Technologien erklären lassen könnt? Das klingt zu schön, um wahr zu sein? Diese alternative Wohnform existiert bereits in immer mehr deutschen Städten und wird auch generationenübergreifendes Wohnen genannt. 37 Prozent der Befragten würden das Leben in einem Mehrgenerationenhaus anderen Wohnformen vorziehen. Das Schöne an dieser Wohnsituation? Hier profitiert jeder von jedem. Die Jüngsten lernen von den Älteren, wer keine Enkelkinder hat, kann sich trotzdem um die Sprösslinge in der Nachbarschaft kümmern, Kommunikation und gemeinsame Aktivitäten finden täglich statt, und wenn ihr doch mal eure Ruhe haben möchtet, bleibt eure Tür einfach mal für einige Stunden geschlossen. Und: Wie wäre es mit gemeinsamen Ausflügen und Urlauben?
Egal, ob Alt oder Jung – wer sich für das generationenübergreifende Wohnen entscheidet, wird keine Eintönigkeit und Einsamkeit befürchten müssen, kann andere Menschen fördern und wird gefordert, spart Kosten und nimmt so lange wie möglich am Leben aller Generationen teil. Gleiches gilt beispielsweise auch für das Zusammenleben mit Menschen mit Behinderungen – ihr habt die Möglichkeit, euch auszutauschen, Erfahrungen zu sammeln – vielleicht, indem ihr die Gebärdensprache lernt – und so viel mehr. Inklusion halt. 😊
Alternative Wohnformen und ambulante Pflege
Zwar ersetzt das Leben in einer Senior:innen-WG und generationenübergreifendes Wohnen keine medizinischen und pflegerischen Services, aber von Vorteil ist, dass ihr euch bei der Inanspruchnahme eines ambulanten Pflegedienstes viel besser austauschen und euch zum Beispiel die Kosten für Haushaltsleistungen und Umbauten teilen könnt. Hinzu kommt, dass ihr euch natürlich gerade zu Beginn einer Pflegebedürftigkeit auch noch gegenseitig unterstützen und kleinere pflegerische/betreuerische Maßnahmen selbst erledigen könnt, sofern ihr euch damit wohler und unabhängiger fühlt. Ob Senior:innen-WG, WGs mit jüngeren Menschen oder generationenübergreifendes Wohnen – kommen Erkrankungen wie Demenz hinzu, muss immer individuell entschieden werden, inwiefern das Leben in den eigenen vier Wänden für alle Beteiligten noch sicher und lebenswert ist.
Bald stellen wir euch alternative Wohnformen für Senior:innen noch genauer vor. Seid gespannt. 🙂
Hier geht’s zu den die vier bekanntesten Wohnarten im Alter.
Titelbild: © Adobe Stock – Halfpoint